Erstes Hotel mit Null-Energie Bilanz eröffnet in Wien

geschrieben von Elisa am Dienstag, den 2. Februar 2010 um 17:05

Michaela Reitterer ist die Eigentümerin des Boutiquehotels Stadthalle in Wien. Im Jahr 2001 kaufte sie das Hotel Stadthalle ihren Eltern ab, ein sanierungsbedürftiger Altbau mit Etagenduschen in zwei Stockwerken. Schon damals hatte sie die Vision eines Hotels, dass sich komplett selbst mit Energie versorgen kann.

Um ihr Vorhaben umzusetzten begannen sofort die Umbauarbeiten des bestehenden Gebäudes, das auf Nierdrigenergiestandard gebracht wurde.

Vor einem Jahr begann dann der Neubau auf dem Nachbargrundstück. Hier wurde das erste Stadthotel mit Null-Energie-Bilanz gebaut. Ein niedriger Heizwärmeverbrauch wurde durch eine Passivhülle erreicht, die vom 1. Obergeschoss bis zum Dachgeschoss reicht. Dadurch ergibt sich ein Jahres-Heizwärmebedarf von nur 9 kWh/m2 a. Dieser wird im Hotel Stadthalle durch eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe gedeckt. Durch den vorhandenen Brunnen bot sich diese Art der Beheizung an. Die Wärmepumpe zieht die Wärme aus dem Grundwasser, das eine konstante Temperatur zwischen 7°C und 12°C aufweist. Kontrolliertes Heizen und Kühlen erfolgt mittels Betonkernaktivierung. Dazu wurden in den Massivdecken und Wänden Kunststoffrohre verlegt, durch die Wasser zirkuliert. Es kann sowohl erwärmt werden und die Heizung unterstützen, als auch im Sommer zur Kühlung dienen.

Die Wohnraumlüftung erfolgt durch eine Lüftungsanlage mit einer 90 % igen Wärmerückgewinnung und Frischluftvorwärmung durch eine Solaranlage. Warmwasser wird durch thermische Solaranlagen auf einer Fläche von 130 m2 erzeugt. Auf dem Flachdach und an der Fassade wurde auf 77 m2 eine Photovoltaikanlage zur Stromerzeugung installiert. Das Regenwasser wird in großen Zisternen aufgefangen und zur Bewässerung genutzt. In aufbereiteter Form dient es dann auch zur WC-Spülung. Außerdem werden im gesamten Hotelkomplex nur LED und Energiesparleuchten eingesetzt.

Das Gebäude ist zwar nicht energieautark, da gerade die Verbrauchsspitzen am Abend nicht allein durch Solar- und Photovoltaikanlagen gedeckt werden können. Jedoch wird am Tage überschüssiger Strom in das öffentliche Stromnetz eingespeiste und dann am Abend wieder bezogen. Zusätzlich sollen auf dem Dach drei Windräder installiert werden, die die Stromversorgung gewährleisten. Diese wurden jedoch noch nicht genehmigt.

Nach nur einem Jahr Bauzeit fand nun am 30. November die Eröffnung des ersten Hotels statt, das auf eine Null-Energie-Bilanz verweisen kann. Insgesamt investierte Michaela Reitterer rund 4,8 Millionen Euro in ihr zukunftsorientiertes Projekt, das beim Thema Umweltfreundlichkeit und nachhaltiger Tourismus führend ist.

Das Projekt wurde mit dem österreichischen Umweltzeichen und dem eco-label der Europäischen Union ausgezeichnet.


Kommentare: (8)

Kategorie: Allgemein


8 Comments

Kommentar by fenster würzburg

Made Dienstag, 16 of Februar , 2010 at 22:34

Interessantes Projekt, danke für den Beitrag!

Grüße
😉

Kommentar by Freddy von Briefgold

Made Dienstag, 9 of März , 2010 at 12:18

Durchaus – habe mich auch schonmal ausgiebig mit dem Thema erneuerbare Energien, mit Hauptaugenmerk auf Windkraft, auseinandergesetzt.
Die Errichtung der Windräder stelle ich mir schwierig vor – ich weiß zwar nicht in welchen Dimensionen diese sein werden (ja wohl vermutlich nicht diese 50m hohen), allerdings weiß jeder,der schonmal in der Nähe solcher Teile stand,dass die nicht nur Lärm machen, sondern die Schatten der Windsegel einen auch merkwürdigerweise verrückt machen.Schwer zu beschreiben 😉
Aber interessant,dass noch mehr Menschen ihr Interesse in erneuerbaren Energien finden 😉

Grüße

Kommentar by Hamsterkäfig

Made Mittwoch, 31 of März , 2010 at 21:12

Es wurde ja auch Zeit, dass die Hotelbranche die Impulse aufgreift. Ein wirklich interessantes Projekt.

Kommentar by AN24

Made Samstag, 15 of Mai , 2010 at 16:08

Weiter so – Es sollte bei Hotels nicht aufhören! Ich denke, die öffentlichen Träger sollten mit gutem Beispiel vorangehen.

Kommentar by snakar

Made Dienstag, 15 of Juni , 2010 at 14:04

sehe das genauso wie AN24. Wenn ein Privatmensch ein Null-Energie Haus baut, dann kommt es nicht so in die Medien, wie wenn es eine öffentliche Einrichtung ist. Daher hoffe ich, dass möglichst viele Passivhäuser in öffentliche Einrichtungen kommen und dadurch das Thema mehr in die Medien kommt und so ein positiver Effekt für den Normalbürger entsteht.

Kommentar by Igor

Made Mittwoch, 14 of Juli , 2010 at 13:25

Find solche Projekte wirklich toll. Ich hoffe, dass dies viel Nachahmer findet! Vielleicht auch ein paar in Deutschland 😉

Kommentar by Uwe

Made Montag, 2 of August , 2010 at 23:28

Hört sich vielversprechend an. Ein Projekt mit Vorbildcharakter! Bin gespannt wie sich das weiterentwickeln wird …

Kommentar by BOB

Made Samstag, 14 of August , 2010 at 21:06

Energieeffiziente Gebäude sind dann energieeffizient, wenn sie nachgemessen wurden, vorher nicht. Wir messen seit Jahren energieeffiziente Gebäude nach und stellen fest, das die häufig so gar nicht effizient sind. Es ist nicht einfach ein solches Gebäude richtig zu steuern und zu regeln.

Nullenergie ist ein gigantisches Ziel, wenn damit Energie für Heizung, Kühlung, Lüftung und Beleuchtung gemeint sind. Anders macht es auch kein Sinn. Konzepte die nur die Heizenergie decken, dürfen nicht Nullenergie genannt werden. Jetzt meine Frage: Glauben die Leser wirklich, dass das Hotel Nullenergie erreicht. Die genannte Fotovoltaikanlage reicht nicht annähernd aus, um die im Artikel genannten Energiebedarfe zu decken, das ist leider schon mit einer kleinen Nachrechnung zu sehen. Die 90 %ige Wärmerückgewinnung z.B. ist ein schöner Traum, der auch für einzelne Stunden im Jahr zu erreichen ist, aber auf keinen Fall in der gesamten Heizperiode. Das geht leider nicht, wir haben es in der Praxis vermessen.

Ich will hier keine schlechte Stimmung aufkommen lassen, aber wir dürfen uns im Anblick der Energieprobleme, die wir haben bzw. bekommen werden, nicht mit Marketing begnügen. Besorgen Sie Messwerte aus dem Objekt und sie werden meine Vermutung bestätigt sehen. Ich kenne das Objekt nicht perönlich und bewundere jeden Bauherren, der ein solches Objekt angeht, nur dürfen wir keine Begriffe in den Mund nehmen, die ganz selten tatsächlich realisiert werden. Ich bin schon froh, wenn die Branche einigermaßen fehlerfrei Passivhäuser baut, stattdessen reden jetzt alle schon von Nullenergie.

Unsere Nachmessungen von Gebäuden haben übrigens ergeben, dass sich bei energieeffizienten Gebäuden der vorhergesagte Energiebedarf im Durchschnitt um 70 – 100 % von dem nachgemessenen Wert unterscheidet. Das ist kein Witz, das ist Praxis im Jahr 2010.

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über uns

Frank Müller - Architekturbüro Müllers Büro

Wir sind ein Architektur und Ingenieurbüro in Berlin. Wir haben uns auf Niedrigenergie- und Passivhäuser spezialisiert. Das Passivhaus erlangt in Zeiten hoher Energiekosten immer mehr an Bedeutung. Wir möchten Sie hier über Passivhäuser und über Neues zu diesem Baukonzept informieren.